Hörsysteme zu entwickeln, die bereits von der ersten Anpassung an eine brillante Sound Performance und eine hohe Kundenzufriedenheit bieten, stellt eine große Herausforderung dar. Unsere Teams für digitale Signalverarbeitung (DSP) und Hörsystemtechnik stellen sich dieser Herausforderung Tag für Tag.
Daher haben wir sie gefragt, worauf es ihrer Expertenmeinung nach ankommt, um sich leidenschaftlich der Sound Performance von Hörsystemen zu widmen. Besonderer Dank gilt Henry Luo, Chief Scientist DSP; Leonard Cornelisse, Hearing Scientist und Lead System Architect und Manager, Hearing System Engineering; und Jesse Sinclair, Senior Hearing Performance Audiologist, die diesen Artikel mit ihren einzigartigen Sichtweisen erst möglich gemacht haben.
Unser Erfolg bei der Entwicklung einer Sound Performance, durch die Trägerinnen und Träger ihre Hörsysteme nicht mehr missen möchten, ist in einer grundlegenden Philosophie begründet. Wir sind davon überzeugt, dass jedes Hörsystem von Anfang an ein fantastisches Erlebnis bieten sollte. Zur Umsetzung dieses Ziels können drei wesentliche Ansätze herangezogen werden:
- Wir geben alles dafür, bereits bei der ersten Anpassung einen Frequenzgang zu finden, der für Erstträgerinnen und Erstträger angenehm ist. Anschließend setzen wir unseren automatischen Anpass-Manager ein, um die Hörsysteme im Laufe der Zeit allmählich auf das volle Ziel einzustellen und so eine optimale Leistung zu gewährleisten.
- Wir stellen sicher, dass das Automatik-Programm ein Hörerlebnis bietet, das (wenn überhaupt) nur sehr wenige Anpassungen durch die Hörakustikerin bzw. den Hörakustiker oder die Kundin bzw. den Kunden erfordert.
- Uns ist bewusst, dass einige Kundinnen oder Kunden auch spontane Anpassungen vornehmen möchten. Daher bieten wir ihnen die Möglichkeit, ihr Hörerlebnis mit zusätzlichen App Programmen weiter zu personalisieren.
Diese drei Grundsätze werden durch unser langfristiges Ziel komplementiert, Technologien zu entwickeln, die sich den alltäglichen Herausforderungen von Menschen mit Hörverlust annehmen, gerade in besonders anspruchsvollen Hörsituationen.
„Bei der Entwicklung von neuen Funktionen berücksichtigen wir immer echte Herausforderungen, denen hörgeschädigte Menschen ausgesetzt sind“, sagt Cornelisse. „Diese Vorgehensweise liegt uns einfach im Blut.“
Das Resultat dieser Mentalität ist eine lange Liste mit Funktionen, die Herausforderungen in echten Hörsituationen angehen. Während einige dieser Funktionen wie beispielsweise die Rückkopplungsunterdrückung auch bei anderen Herstellern zu finden sind, waren viele andere eine echte Branchenneuheit.
Eine dieser Innovationen ist die 2006 eingeführte AntiShock Funktion. Mit ihr wird durch plötzliche, laute Geräusche hervorgerufenem Unbehagen vorgebeugt, indem diese abgeschwächt werden, ohne den Hörkomfort oder die Klarheit der Sprache zu beeinflussen. 2013 wurde Henry Luo für diese Technologie mit dem Manning Innovation Award ausgezeichnet. Heute kommt sie in mehr als 20 Millionen Hörsystemen zum Einsatz.
Eine weitere wichtige leistungsbezogene Innovation, die im Laufe der Jahre hinzugekommen ist, betrifft die Störgeräuschunterdrückung, mit der konkurrierende Hintergrundgeräusche reduziert werden. „Das Problem mit den Störgeräuschen beschäftigte damals viele Hersteller", sagt Luo. „Doch keiner davon löste es.“
Wir haben uns auch intensiv damit befasst, das Sprachverständnis zu verbessern:
- Die Sprachanhebung sorgt dafür, dass die Lautstärke der sprechenden Person bei Unterhaltungen angehoben wird.
- SpeechZone wurde entwickelt, damit die Hörsysteme selbst in den anspruchsvollsten Hörumgebungen automatisch auf Sprache aus verschiedenen Richtungen reagieren können. Diese Technologie hat sich zu AutoFocus 360 weiterentwickelt, das erstmals auf unserer Blu Plattform zum Einsatz kam und heute mit Vivante™ verfügbar ist.
- Bei Vivante macht HyperFocus von unserem intelligenten, binauralen Richtmikrofon Gebrauch, damit von vorne kommende Sprache auch bei sehr lauten Hintergrundgeräuschen klar hörbar ist. „Für ein noch höheres Maß an Intelligenz haben wir HyperFocus mit AutoFocus 360 integriert“, sagt Luo. „Uns ist es gelungen, diese Technologie derart zu verfeinern, dass das binaurale Richtmikrofon wirklich nur dann aktiviert wird, wenn es notwendig ist.“
Die Technologien in unseren Hörsystemen bauen kontinuierlich aufeinander auf, um die Sound Performance immer weiter zu verbessern. „Wir sprechen hier nicht von einem isolierten Projekt oder einer isolierten Technologie“, sagt Luo. „Viel mehr handelt es sich um eine Philosophie zur laufenden Entwicklung von Innovationen, mit denen Menschen geholfen werden soll.“
Ein Paradebeispiel hierfür sind unsere Bedienelemente. Schon 2010 wurde SmartFocus™ in Verbindung mit der Era Plattform eingeführt und bot Trägerinnen und Trägern ein breites Spektrum an Anpassungsmöglichkeiten, von Komfort bis Klarheit.
In einer klinischen Studie erzielte SmartFocus eine Verbesserung des Sprachverständnisses um 16 %, die über den von der Direktionalität gebotenen Nutzen in Bezug auf Sprache in Störlärm hinausging. Diese bewährte Technologie legte den Grundstein für unsere Bemühungen, Sprache in geräuschvollen Hörumgebungen besser hörbar und verständlicher zu machen.
- Die nächste Generation dieser Technologie – SmartFocus 2 – umfasst zusätzlich zu den Funktionen des ursprünglichen SmartFocus eine Störgeräuschunterdrückung mit Pegelabhängigkeit und Sprachanhebung+.
- Als solche ebnete diese Technologie den Weg für die Einführung von Sound Conductor auf der Tempus Plattform, der dafür verantwortlich war, mehrere adaptive Funktionen für Sprachanhebung und Abschwächung störender Hintergrundgeräusche dynamisch auszugleichen.
Die Fortschritte und Weiterentwicklungen gewannen an Dynamik. „Die durch Sound Conductor gewonnene Erkenntnisse flossen in die Änderungen ein, die heute im Automatik-Programm enthalten sind“, sagt Cornelisse. „Wir arbeiten unentwegt an neuen Weiterentwicklungen und Anpassungen, um das Hörerlebnis zu bieten, das sich Trägerinnen und Träger am meisten wünschen.“
Unser Automatik-Programm ist so konzipiert, dass es unterbrechungsfrei arbeitet. Wir wissen aber auch, dass manche Trägerinnen und Träger gerne etwas mehr Einfluss nehmen möchten. Hier kommen unsere zusätzlichen App Programme ins Spiel.
Kundinnen und Kunden können über unsere Remote Plus App bis zu acht zusätzliche manuelle Programme hinzufügen. So besteht beispielsweise die Möglichkeit, den Frequenzgang über einen Equalizer zu ändern oder einige der adaptiven Funktionen wie die Störgeräuschunterdrückung und die Sprachanhebung anzupassen. Alle von der Trägerin oder dem Träger des Hörsystems vorgenommenen Änderungen werden in den manuellen Programmen gespeichert und bleiben selbst bei Neustart des Systems erhalten. Die Änderungen wirken sich dabei aber nicht auf die Leistung des Automatik-Programms aus.
„Die Konfiguration des Automatik-Programms liegt in der Verantwortung der Hörakustikerin oder des Hörakustikers“, sagt Sinclair. „Es ist und bleibt ihr Fachgebiet. Daher haben wir diese Entscheidung bewusst getroffen.“
Die mit Log It All gewonnenen Daten deuten auf eine starke Variabilität der Hörumgebungen hin, in denen verschiedene Kundinnen und Kunden sich im Laufe des Tages aufhalten. Hörakustikerinnen und Hörakustiker erhalten dadurch einen Einblick in den Höralltag ihrer Kundinnen und Kunden und können das Hörsystem so präzise auf ihre Hörbedürfnisse abstimmen.
„Viele tun sich schwer, sich bei einem Folgetermin in der Filiale an alle konkreten Hörumgebungen zu erinnern, denen sie im Alltag begegnet sind“, sagt Cornelisse. „Daher ist die Bereitstellung dieser Daten über Log It All so entscheidend. Die Variabilität der Daten spricht außerdem für die Entscheidung, Kundinnen und Kunden ein gewisses Maß an Ad-hoc-Kontrolle über ihr eigenes Hörerlebnis zu geben. Ich glaube, wir beginnen gerade einmal damit, zu verstehen, was all das für die Art und Weise bedeutet, wie wir Hörsysteme künftig anpassen und wie wir neue Funktionen entwickeln.“
Trotz der Neuerungen in unserer Sound Performance mit jeder neuen Plattform, bleiben unsere benutzerorientierte Philosophie und viele der Technologien, die den Fortschritten und Weiterentwicklungen zugrunde liegen, unverändert. Nehmen wir künstliche Intelligenz (KI) als Beispiel. In den frühen 2000ern haben unsere Teams den Classifier mithilfe von KI dazu angelernt, zwischen vier verschiedenen akustischen Kulissen zu unterscheiden.
„Wir haben KI schon für die intelligente Verarbeitung eingesetzt, bevor die Technologie überhaupt in aller Munde war“, sagt Luo. „Um herauszufinden, was sich in Relation zum Ziel in der Umgebung befindet, reicht bloßes Denken nicht aus. Ohne maschinelles Lernen gibt es kein Weiterkommen.“
„Es besteht kein Zweifel daran, dass eine noch umfangreichere KI kommen wird“, sagt Cornelisse. „Dies betrifft nicht nur die KI in den Hörsystemen, sondern wahrscheinlich auch die in der Anpasssoftware, einschließlich der Analyse von Daten, auf die über die Anpasssoftware zugegriffen wird.“
In einer KI-gestützten Zukunft werden die Bedürfnisse der Benutzerinnen und Benutzer für die DSP- und Hörsystemtechnik-Teams bei Unitron weiterhin im Mittelpunkt stehen. Auch ihre Anregungen und Rückmeldungen werden von entscheidender Bedeutung sein. „Ein erschwerender Faktor in Bezug auf die Daten, die ein Hörsystem sammeln kann, ist der Kontext“, sagt Sinclair. „Wir sind auf Rückmeldungen der jeweiligen Benutzerin bzw. des Benutzers angewiesen, um nachvollziehen zu können, welche Absicht sie oder er in einer bestimmten Situation verfolgt hat.“
Eine weitere Sache, die sich niemals ändern wird, ist die Leidenschaft unserer Beschäftigten für die Entwicklung eines eleganten Systems, in dem alle Komponenten nahtlos zusammenwirken.
„Wir entwickeln die Technologie kontinuierlich weiter, um Hörsysteme noch leistungsstärker zu machen und den Menschen mehr Lebensqualität zu bieten“, sagt Luo. „Kaum etwas ist lohnenswerter, als den Geschichten von Menschen mit Hörverlust zu lauschen, für die unsere Technologie einen echten Unterschied bewirken konnte. Ohne die Leidenschaft unserer Teams wären wir nicht dort, wo wir heute sind.“
_____________
Seit 60 Jahren meistern wir entscheidende Herausforderungen für all jene, die auf Hörsysteme angewiesen sind, und die Hörakustikerinnen und Hörakustiker, die sie auf ihrem Weg durch den Höralltag begleiten. Dieser Artikel ist Teil einer Reihe, in der Erkenntnisse unserer internen Experten thematisiert werden, die Tag für Tag daran arbeiten, Ihnen und Ihren Kundinnen und Kunden ein großartiges Hörerlebnis zu bieten: Love the experience. Hoher Tragekomfort, großartige Hörerlebnisse und einfache Handhabung – dafür steht Unitron.
1. Hayes, D. (2010). „SmartFocus impact on speech in noise“ (Whitepaper). Unitron Hearing.